Was vom Tage übrig bliebAlgorithmenversprechen, App-Fails und Aufatmen

In Israel gab es einen Datenschutz-Fauxpas, bei dem einem die Luft wegbleibt. Schweizer Kollegen zeigen, woher der Wind bei Gesichtserkennung weht. Aufatmen kann dafür Glenn Greenwald, für Einwanderer in die USA stehen die Zeichen jedoch weiterhin auf Sturm. Die besten Reste des Tages.

Licht und Schatten, Fernsehturm Berlin
„Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.“ (Johannes 3:8)

Automatische Gesichtserkennung – So einfach ist es, eine Überwachungsmaschine zu bauen (SRF)
SRF Data hat ausprobiert, wie gut frei erhältliche Gesichtserkennungssoftware funktioniert und 230.000 Fotos von Veranstaltungen auf Instagram nach Kandidierenden der letzten Wahlen durchsucht. Dabei haben die Journalisten ziemlich oft Erfolg gehabt. Sie fanden etwa einen Kandidaten mit Bier und gefärbten Haaren auf der Streetparade oder andere bei Demo-Massenaufnahmen wieder.

Brazil: judge dismisses cybercrimes accusations against Glenn Greenwald
Ein brasilianischer Bundesrichter hat die Klage gegen den Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald zurückgewiesen. Ihm wurde jüngst vorgeworfen, Handys von Ermittlern gehackt zu haben. Mit der höchstwahrscheinlich politisch motivierten Anklage gegen den Kritiker des neofaschistischen Präsidenten Jair Bolsonaro sollte wohl ein Urteil des Höchstgerichts aus dem Vorjahr umschifft werden, welches die Pressefreiheit stärkte. Sechs weitere Angeklagte müssen sich jedoch weiterhin wegen angeblicher Cyber Crimes vor Gericht verantworten.

An Algorithm That Grants Freedom, or Takes It Away (New York Times)
Überall auf der Welt versprechen sich Polizeibehörden, Sozialämter und andere staatliche Einrichtungen viel von automatisierten Entscheidungssystemen. Doch die blutjunge Technik hat ihre Grenzen, vor allem dann, wenn es um Menschen geht. Die NYT hat sich vor Ort in den USA, Niederlanden und Großbritannien angesehen, wie es ist, von einem Algorithmus als „hohes Risiko“ eingestuft zu werden.

App Used by Netanyahu’s Likud Leaks Israel’s Entire Voter Registry (Haaretz)
Eine App, die Wahlhelfer von Netanyahus Likud-Partei unterstützen sollte, hat zu einem riesigen Datenschutz-Fail geführt: Die Daten aller israelischen Wahlberechtigten waren eine zeitlang über das Internet abrufbar, inklusive Ausweisnummern und Adressen. Der Server des App-Herstellers war offenbar nur unzureichend gesichert, die Benutzernamen und Passwörter einfach auffindbar.

Federal Agencies Use Cellphone Location Data for Immigration Enforcement (Wall Street Journal)
Die Trump-Regierung lässt wirklich kaum eine Chance verstreichen, um möglichst hart gegen Zuwanderer vorzugehen. Seit mindestens 2017, berichtet das WSJ (Zusammenfassung ohne Paywall), kauft die US-Behörde Immigration and Customs Enforcement (ICE) sogar Ortsdaten an, die sonst für personalisierte Werbung eingesetzt werden, um Migranten aufzuspüren.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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